Charisma – diese besondere Anziehungskraft, die manche Menschen ausstrahlen und andere in ihren Bann zieht. Doch ist Charisma angeboren, oder kann es erlernt werden? Diese Frage beschäftigt Forscher, Führungskräfte und Coaches gleichermaßen. Studien zeigen, dass Charisma tatsächlich kein mystisches Talent ist, sondern vielmehr eine Kombination aus erlernbaren Verhaltensweisen und kommunikativen Fähigkeiten. Dieser Artikel beleuchtet wissenschaftliche Erkenntnisse, gibt praktische Tipps und zeigt, wie auch du charismatischer auftreten kannst.
Die 3 wichtigsten Erkenntnisse
Charisma ist erlernbar: Studien belegen, dass bestimmte Verhaltensweisen und Kommunikationsmuster trainiert werden können, um charismatischer zu wirken (Antonakis et al., 2012).
Wahrnehmung ist entscheidend: Charisma wird von anderen zugeschrieben und ist daher stark von der subjektiven Wahrnehmung abhängig (Haslam et al., 2011).
Authentizität zählt: Techniken allein reichen nicht aus; entscheidend ist, dass das Verhalten als authentisch empfunden wird (Cuddy, 2015).
Was ist Charisma?
Der Begriff „Charisma“ hat seinen Ursprung im Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Gnadengabe“. In der modernen Soziologie prägte Max Weber den Begriff als eine außeralltägliche Qualität, die einer Person zugeschrieben wird und sie von anderen abhebt (Weber, 1922). Diese Definition betont, dass Charisma immer auch eine soziale Konstruktion ist – also eine Eigenschaft, die von anderen erkannt und bewertet wird. Diese Einschätzung kann je nach Kultur, Zeitgeist und sozialem Kontext stark variieren.
Das Besondere: Sobald ein Topf leer ist, darf in dieser Kategorie nicht weiter ausgegeben werden. Dadurch wird finanzielle Disziplin zur Gewohnheit, nicht zur Belastung.
Ob du echte Umschläge verwendest, Unterkonten einrichtest oder mit digitalen Tools arbeitest – das Prinzip bleibt gleich: Du gibst deinem Geld einen Zweck, bevor es ausgegeben wird.
Die Wahrnehmung von Charisma
Obwohl Charisma subjektiv wahrgenommen wird, gibt es Studien, die zeigen, dass Menschen oft übereinstimmende Einschätzungen darüber haben, wer als charismatisch gilt. Eine Untersuchung von Ambady und Rosenthal (1993) ergab, dass bereits kurze Beobachtungen (thin slices) ausreichen, um konsistente Urteile über die Persönlichkeit einer Person zu fällen. Diese Urteile stimmen häufig mit den Einschätzungen überein, die nach längeren Beobachtungen getroffen werden.
Diese Erkenntnisse unterstreichen, dass bestimmte nonverbale Signale und Verhaltensweisen universell als charismatisch wahrgenommen werden.
Barack Obama wird oft als Beispiel für charismatische Führung genannt. Seine Fähigkeit, Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln, machte ihn zu einer inspirierenden politischen Figur (Antonakis et al., 2012).
Charisma spielt auch in der Wirtschaft eine wichtige Rolle. Steve Jobs etwa nutzte viele der beschriebenen Taktiken, um seine Visionen zu vermitteln (Isaacson, 2011).
Die Wissenschaft des Charismas
John Antonakis, Professor an der Universität Lausanne, gilt als einer der führenden Forscher zum Thema Charisma. In einer bahnbrechenden Studie identifizierte er zwölf charismatische Führungstaktiken (Charismatic Leadership Tactics, CLTs), die erlernbar sind und die die wahrgenommene Führungsqualität signifikant steigern können (Antonakis et al., 2012). Führungskräfte, die diese Techniken einsetzen, wurden in seinen Experimenten als bis zu 60 % charismatischer wahrgenommen.
Ein Artikel in „Verywell Mind“ hebt hervor, wie wichtig es ist, aktiv Empathie zu zeigen und gleichzeitig die eigenen Grenzen zu wahren (Verywell Mind).
Die 12 charismatischen Führungstaktiken nach John Antonakis
Verbal (9 Taktiken):
- Metaphern, Gleichnisse und Analogien verwenden – Komplexe Ideen durch vertraute Bilder verständlicher machen.
- Geschichten und Anekdoten erzählen – Emotionale Verbindungen schaffen und Botschaften lebendig vermitteln.
- Kontraste betonen – Unterschiede hervorheben, um Dramatik und Klarheit zu erzeugen.
- Die Kraft der „Drei“ nutzen – Informationen in Dreiergruppen präsentieren, um sie einprägsamer zu machen.
- Rhetorische Fragen stellen – Das Publikum zum Nachdenken anregen und Aufmerksamkeit steigern.
- Moralische Überzeugungen betonen – Klare Werte vertreten und ethische Dimensionen hervorheben.
- Ziele setzen – Herausfordernde, aber erreichbare Ziele formulieren.
- Zuversicht ausstrahlen – Glauben an die Erreichbarkeit der Ziele vermitteln.
- Emotionale Ausdrucksweise verwenden – Gefühle zeigen, um Authentizität und Leidenschaft zu demonstrieren.
Nonverbal (3 Taktiken):
- Gestik und Mimik bewusst einsetzen – Nonverbale Kommunikation nutzen, um Worte zu verstärken.
- Stimme modulieren – Tonhöhe, Lautstärke und Sprechtempo variieren, um Interesse zu wecken.
- Blickkontakt halten – Verbindung zum Publikum aufbauen und Vertrauen schaffen.
Konkrete Tipps zum Erlernen von Charisma
Charisma ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann durch gezieltes Training und authentisches Verhalten entwickelt werden. Hier sind einige praxisnahe Tipps:
1. Selbstvertrauen stärken
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist die Grundlage für charismatisches Auftreten. Dies kann durch Selbstreflexion und das Bewusstmachen eigener Stärken erreicht werden.
2. Aktives Zuhören und Empathie zeigen
Echtes Interesse am Gegenüber und das Einfühlungsvermögen in dessen Situation fördern eine positive Ausstrahlung.
3. Körpersprache bewusst einsetzen
Eine offene Haltung, Blickkontakt und angemessene Gestik unterstützen die verbale Kommunikation und wirken einladend.
4. Pausen in der Kommunikation nutzen
Bewusst eingesetzte Pausen können die Wirkung einer Rede verstärken und dem Gesagten mehr Gewicht verleihen.
5. Optimismus und positive Ausstrahlung entwickeln
Eine optimistische Grundhaltung und das Fokussieren auf positive Aspekte können ansteckend wirken und die eigene Ausstrahlung verbessern.
Wo Charisma wirkt – und warum es zählt
Charisma zeigt seine Kraft überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen: im Gespräch, im Team, auf der Bühne, im Bewerbungsgespräch oder bei einer guten Sache. Wer charismatisch wirkt, wird nicht nur gehört – sondern gespürt. Ob privat, beruflich oder gesellschaftlich: Charisma schafft Verbindung, Vertrauen und Wirkung – oft bevor ein Wort gesprochen ist.
1. Kommunikation & Wirkung
Menschen mit Charisma werden eher gehört und verstanden.
Sie drücken sich klar, lebendig und bildhaft aus – das erhöht die Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit ihrer Botschaften.
Studien zeigen: Charismatische Redner überzeugen deutlich mehr als nicht-charismatische – selbst bei identischem Inhalt (Antonakis et al., 2012).
2. Beziehungen & soziale Bindung
Charismatische Menschen wirken sympathischer und vertrauenswürdiger.
Sie erzeugen oft ein Gefühl von Nähe und Zugehörigkeit – sogar bei Erstkontakten.
In Freundschaften, Familien und Teams hilft Charisma, Brücken zu bauen und Konflikte eleganter zu lösen.
3. Führung & Einfluss
Charisma verstärkt Führungskompetenz: Laut Studien werden charismatische Führungskräfte als inspirierender, visionärer und durchsetzungsfähiger wahrgenommen.
Charisma verstärkt Führungskompetenz: Laut Studien werden charismatische Führungskräfte als inspirierender, visionärer und durchsetzungsfähiger wahrgenommen.
Teams von charismatischen Leadern sind oft motivierter und loyaler (Haslam et al., 2011).
4. Karriere & Erfolg
In Vorstellungsgesprächen, Präsentationen oder Verkaufsgesprächen entscheidet oft der erste Eindruck – Charisma kann hier den Unterschied machen.
Wer charismatisch wirkt, wird häufiger befördert und erhält mehr Zustimmung für Ideen oder Projekte.
5. Gesellschaftliche Wirkung
In der Politik, im Aktivismus oder bei öffentlichen Reden bewegen charismatische Persönlichkeiten oft ganze Bewegungen.
Ihre Ausstrahlung kann emotional mobilisieren – im besten Fall für eine gute Sache, im schlimmsten Fall aber auch manipulativ wirken (daher ist ethisches Bewusstsein wichtig).
Beispiel zur Wirkung von Charisma
Ein interessantes Beispiel für die Wirkung von Charisma findet sich in einer bemerkenswerten Studie, die von Oliver Niebuhr und Sebastian Michalsky an der Universität Aarhus durchgeführt wurde (Niebuhr & Michalsky, 2019). In ihrer Arbeit „Computer-Generated Speaker Charisma and Its Effects on Human Actions in a Car-Navigation System Experiment“ analysierten sie, wie die Prosodie – also Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit und Betonung – die Wirkung von Navigationsansagen beeinflusst.
In dem Experiment verwendeten die Forscher ein Navigationssystem, das ausschließlich über Sprachansagen funktionierte, ohne visuelle Unterstützung. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt Anweisungen mit einer Stimme, die auf den prosodischen Merkmalen von Steve Jobs basierte – also charismatisch, mit variierender Tonhöhe und betonten Phrasen. Die andere Gruppe hörte eine monotone Stimme, die an Mark Zuckerberg erinnerte.
Das Ergebnis war überraschend: Die Teilnehmer, die der charismatischen Stimme folgten, waren eher bereit, den Anweisungen zu folgen – selbst wenn diese offensichtlich falsch waren und die Fahrer auf Umwege schickten. Dies unterstreicht die starke Wirkung von Charisma, das nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch das Verhalten beeinflussen kann. Es zeigt, wie mächtig charismatische Kommunikation ist und wie sie sogar das rationale Urteilsvermögen beeinflussen kann (Niebuhr & Michalsky, 2019).
Diese Studie verdeutlicht, dass Charisma nicht nur eine soziale Konstruktion ist, sondern auch durch spezifische stimmliche Merkmale erzeugt werden kann. Sie zeigt auch die Bedeutung von Authentizität und ethischer Verantwortung im Umgang mit charismatischen Fähigkeiten.
Grenzen und Risiken des Charismas
Manipulation: Charisma kann auch missbraucht werden, um eigennützige Ziele zu verfolgen (Cialdini, 2006).
Abnutzungseffekte: Charisma kann mit der Zeit an Wirkung verlieren, insbesondere wenn Erwartungen nicht erfüllt werden (Haslam et al., 2011).
Subjektivität der Wahrnehmung: Charisma ist stark von der Wahrnehmung anderer abhängig und kann deshalb nie absolut objektiv sein (Weber, 1922).
Quellen:
- Antonakis, J., Fenley, M., & Liechti, S. (2012). Learning Charisma. Harvard Business Review.
- Frese, M., Beimel, S., & Schoenborn, S. (2003). Action Training for Charismatic Leadership. Personnel Psychology.
- Haslam, S. A., Reicher, S. D., & Platow, M. J. (2011). The New Psychology of Leadership.
- Goleman, D. (1995). Emotional Intelligence.
- Cuddy, A. (2015). Presence: Bringing Your Boldest Self to Your Biggest Challenges.
- Isaacson, W. (2011). Steve Jobs.
- Niebuhr, O., & Michalsky, S. (2019). Computer-Generated Speaker Charisma and Its Effects on Human Actions in a Car-Navigation System Experiment. University of Aarhus.
- Cialdini, R. (2006). Influence: The Psychology of Persuasion.
- Weber, M. (1922). Wirtschaft und Gesellschaft.
Buchempfehlungen:
- Olivia Fox Cabane – Das Charisma-Geheimnis: Wie jeder die Kunst erlernen kann, andere Menschen in seinen Bann zu ziehen
- Vanessa Van Edwards – Die Psychologie der Anziehungskraft: So werden Sie unwiderstehlich
- Dale Carnegie – Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden
- Eva Wlodarek – Jeder Mensch hat Charisma: Lassen Sie Ihre Persönlichkeit leuchten
- Christina Tiessen – Das Charisma-Versprechen – So wirst du endlich gesehen, gehört und ernst genommen. Sichtbar, sympathisch, selbstbewusst mit @frau_charisma
- Steffi Elsner – Charisma: Die Kunst der Ausstrahlung: Eine Reis durch das Erlernen der Charisma-Startegie
- Martina Gleissenebner-Teskey – Charisma: Das 9-Wochen-Programm für ein gelingendes Leben
- Kurt E. Becker – Der Charisma-Effekt: Trump, Thunberg, die Folgen und der Klimawandel oder: Einfache Antworten in einer komplexen Welt?
- Antje Heimsoeth – Erfolgreich mit Persönlichkeit und Charisma
- Stéphane Etrillard – Charisma: Einfach besser ankommen. 55 Fragen und Antworten zum Mythos Charisma
- Winfried Prost – Führen mit Autorität und Charisma: Als Chef souverän handeln
- Viv Groskop – Happy High Status: Wie man mühelos selbstbewusst wird. Tipps zur Stärkung des Selbstbewusstseins und zum selbstsicheren Umgang mit Menschen.

Fazit
Charisma ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann durch gezieltes Training und authentisches Verhalten entwickelt werden. Wichtig ist jedoch, dass Charisma von anderen wahrgenommen und zugeschrieben wird. Daher sollten Techniken stets mit Authentizität und ethischem Bewusstsein angewendet werden.
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